Objekt des Monats

Dezember 2022

Ein Teller als Zeitzeuge

Weihnachtsteller der Zeller Keramik, 1935, Ø 17 cm

Der kürzlich in die Sammung des Museum Schiff eingegangene Weihnachtsteller von 1935 wurde in der «Zeller Keramik» in Zell Harmersbach / D gefertigt. Diese Firma gibt es seit 1794. Erwähnt sei das bis heute beliebte Motiv der Serie «Hahn und Henne», das Karl Schöner 1898 zur Geburt seiner Tochter malte.
Der vorliegende Teller wurde mit der sogenannten Schablonentechnik verziert. Dabei kamen dünne Blechschablonen zum Einsatz. Solche Schablonen waren in der keramischen Industrie schon im späten 19. Jahrhundert im Einsatz und wurden bei fast allen europäischen Herstellern verwendet. Die Farbe trug man mit einem Pinsel oder mit der Spritzpistole auf.
Die rätselhafte Beschriftung „W.H.W“ und das Jahr 1935 führen uns in die Zeit des Nationalsozialismus. Die Buchstaben verweisen auf das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes, das 1933 gegründet wurde und von 1936 bis zum Ende des Krieges als Stiftung öffentlichen Rechts in Berlin sass. Mit gesammelten Geld- und Sachspenden sollten bedürftige „Volksgenossen“ unterstützt werde.
Das Spendenaufkommen übertraf ab dem Rechnungsjahr 1939/1940 die Summe, die aus Steuermitteln für öffentliche Fürsorgeverbände aufgebracht wurde. Damit gelang es den Nationalsozialisten, den Staatshaushalt von Sozialausgaben zu entlasten.
Dem Stadtarchiv Laufenburg Baden ist in diesem Jahr eine Sammlung von Objekten des Winterhilfswerks übergeben worden. Sie stammt aus dem ehemaligen Haushalt der Familie Egger. Johann Egger (1869 – 1936) kam aus Meersburg und wirkte von 1899 an als Hauptlehrer in Rhina. Sein Leben lang interessierte er sich für die Geschichte der Region Laufenburg und schrieb für das «Säckinger Tagblatt». Seine Tochter, Else Egger 1893-1972), setzte sein Werk als Autorin volkskundlicher Arbeiten fort.
Der vorliegende Teller wurde dem Museum Schiff vom Stadtarchiv Laufenburg Baden als Geschenk (Doublette) im November 2022 übergeben.